SexStreik lebt vom derben Wortwitz

Logo-MT

vom 27.02.2012

 

TheaterAG des Gymnasiums Petershagen widmet sich der Komödie „Lysistrate“ / Dienstag nächste Aufführung

Tumult vor der Akropolis: Die Spielfreude der Akteure zeigt sich in jeder Szene. Fotos: Nadine Conti

Von Nadine Conti

Petershagen (nec). Toga tragende Spartaner, die Kutenhauser Platt sprechen, und halbnackte Griechen, die den Beischlaf deutlich vernehmbar mit dem derbsten Verb benennen, das die deutsche Sprache zu bieten hat: Die jüngste Premiere der Theater-AG II des Gymnasiums Petershagen bot so einiges – und das Publikum amüsierte sich prächtig.

Mit Aristophanes Komödie „Lysistrate“ hatten sich die Oberstufenschüler viel vorgenommen. Das Stück bietet wenig Handlung und lebt vor allem von seinem Wortwitz – und der ist meistens doppeldeutig, öfter aber auch einfach zotig.

Die Handlung: Unter der Anführerin Lysistrate (die Heer-auflösende) verbünden sich die kriegsmüden Athenerinnen mit ihren Leidensgenossinnen aus den verfeindeten Provinzen. Die Frauen beschließen, in einen Sex-Streik zu treten. Einige von ihnen besetzen zudem die Akropolis und bringen die Staatskasse in ihren Besitz. Die Männer versuchen alles, um die aufmüpfigen Weibsbilder zur Räson zu bringen: Gewalt, Gebettel, moralische Appelle.

Es kommt zu der einen oder anderen Verwicklung, auch die Frauen sind sich nicht immer einig und müssen ein paar Streikbrecherinnen zurückpfeifen – doch sie halten durch. Da geraten die Herren zunehmend in Not und die Togen in Unordnung.

Kalonike albert, bezirzt und schmollt

Vor drei Jahren sorgte der Münchner Altphilologe Niklas Holzberg mit einer Neuübersetzung dieser altgriechischen Satire für Furore. Er hatte im Text etliche Obszönitäten wieder lesbar gemacht, die in älteren Übersetzungen meist entschärft wurden. Passagen, die Aristophanes in dorischem Dialekt verfasst hatte, übersetzte er in derbstes Bayrisch.

In Petershagen wurden diese Zeilen nun auf Platt wiedergegeben – wobei den Übersetzern Gerrit Meyer und Sebastian Wehking das Kunststück gelang, auch für Nicht-Platt-Sprecher verständlich zu bleiben.

Schüler beherrschen sperrigen Text souverän

Myrte Steinbock gab eine würdige und zu allem entschlossene Lysistrate, die es neben einer spielwütigen Yara Tilicke zeitweise allerdings nicht leicht hatte. Tilickes Kalonike alberte, bezirzte und schmollte derart überdreht und komisch, dass es gut passte, ihr seitens der Regie den Kinesias (Christian Hoyer) als Ehemann zuzuschlagen, obwohl der laut Dramentext eigentlich einer anderen Athenerin gehört.

An anderer Stelle hätte man sich vielleicht ähnlich entschlossene Eingriffe der Regisseure Rainer Hoock und Kristina Voß gewünscht, denn manche Textpassagen erschließen sich einem unvorbereiteten Zuschauer nicht.

Umso bewundernswerter die Leistung der Schüler, die den sperrigen Text souverän beherrschten, streckenweise allerdings ein bisschen zu flott wiedergaben. Das mag dem Premieren-Lampenfieber geschuldet sein oder der Tatsache, dass es nicht jedermanns Sache ist, in Unterwäsche vor einem voll besetzten Saal auf der Bühne zu stehen.

Bei Bühnenbild und Kostümen zeigten die Schüler viel Liebe fürs Detail – und ließen kaum ein Griechenlandklischee aus. Beeindruckend die professionelle Leistung der Technik-AG unter Christian Boller, die für stimmige Licht- und Toneinsätze sorgten.

Wer einen vergnüglichen Abend mit einem griechischen Klassiker der derberen Art verbringen möchte, hat noch am Dienstag, 28. Februar, am Freitag, 2. März, um jeweils 19.30 Uhr oder am Sonntag, 4. März, um 17 Uhr Gelegenheit dazu.

Kontakt

Gymnasium Petershagen

Hauptstr. 15
32469 Petershagen

05707 440
info@gympet.de