Quesenköppe bieten neues Kabarettprogramm „… dei Mors bliwt achtern“ / Von Schwächen, Misständen und Auswüchsen

Von Ulrich Westermann

Petershagen (West). Auch in plattdeutscher Mundart ist es möglich, mit Humor, Sarkasmus und Ironie menschliche Schwächen, Missstände und Auswüchse des Zeitgeistes anzuprangern.

Den Beweis traten im Alten Amtsgericht die Angehörigen der Plattdeutsch-Arbeitsgemeinschaft des Gymnasiums bei der Premiere ihres Kabarettprogramms „…dei Mors bliwt achtern!“ (frei übersetzt: „Es bleibt alles beim Alten“) an. Die Quesenköppe, wie sich die Schülerinnen und Schüler, einige Ehemalige und Lehrer Otto Kindermann nennen, hatten sich umgeschaut und umgehört und ihren Blick auf die Tücken des Alltags und auf die vielfach verzwickten zwischenmenschlichen Beziehungen gerichtet.

Das Publikum war begeistert und belohnte Sketche, Dialoge und Einzelvorträge mit kräftigem Applaus. Otto Kindermann hatte die Texte geschrieben. Zudem führte er durch das Programm, das unter seiner Leitung einstudiert worden war. Schulleiter Reinhard Fritsch bezeichnete das Motto des Kabarettprogramms als eine beruhigende Botschaft.

Mit ihrem neuen Programm „…dei Mors bliwt achtern“ begeisterten die Quesenköppe das Publikum im Alten Amtsgericht. Zwei Hausmänner berichten dabei über ihr Leben mit einer Soldatin und einer Karrierefrau. Foto: Ulrich Westermann

Zwei Nachwuchs-Quesenköppe standen zum ersten Mal auf der Bühne und bewiesen, dass sie auf dem besten Wege sind, einmal in die Fußstapfen der Älteren zu treten. Unter dem Motto „Mama is jo för Reinlichkeit“ schilderten sie die Situation, wenn die Mutter zu Hause die Gardinen abnimmt, den Teppichboden aufrollt, nicht vor der Benutzung eines Ultraturbospezialreinigers zurückschreckt und die Türklinken mit Desinfektionsspraydosen ausstattet. Auf Grund der häuslichen Verhältnisse zieht es der Vater vor, vorübergehend in einer Kneipe Asyl zu suchen.

Die Szenenfolge „Endlich emanzipiert“ führte in eine Gaststätte, in der zwei Frauen mit ihrem Machogehabe den Kellner in Verlegenheit brachten. Einen köstlichen Dialog boten zwei Hausmänner, deren Ehefrauen bei der Bundeswehr und in einem Wirtschaftsunternehmen Karriere gemacht haben.

Den beiden Männern bleibt nichts anderes übrig, als Bohnen einzukochen, Geschirr zu polieren, zu stricken und sich gegenseitig ihre Situation zu schildern. Feldwebel Andrea bringt den Kommandoton vom Kasernenhof mit nach Hause: „Fertig machen zum Ausgehen“. Karrierefrau Christine hat zu Hause Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen eingeführt.

Mit einem Sketch in einem Fernsehstudio nahmen die Quesenköppe die Single-Gesellschaft aufs Korn. Im Mittelpunkt steht ein Ehepaar, das seit 14 Jahren verheiratet ist und den Harmoniepreis erhalten hat. Der Moderatorin gelingt es schließlich, die Eheleute aus der Reserve zu locken.

Auch beim Schwärmen von zwei 14-jährigen Mädchen für einen älteren Mann und beim Büro-Mobbing gegenüber einem Vorgesetzten waren die Quesenköppe in ihrem Element. „Man mösste Klaortext kürn“ hieß es in zwei Gesprächsrunden, in denen den Jugendlichen über das „Alibi-Ge-labere“ der Politiker der Kragen platzte. Bei ihrer Abrechnung mit der älteren Generation ging es um ernste Themen wie fehlende Ausbildungsplätze, Abgase, Ozonloch und Vernichtung des Regenwaldes.

Kein Auge trocken blieb bei dem Sketch „Dat passt nich so ganz“, in dem ein Heimwerker versuchte, nach einer Anleitung eine Kommode zusammenzubauen. Auch die übertriebene Hilfsbereitschaft eines Zugreisenden, Politiker die im Wahlkampf das Motto „Fair bliebn“ schnell vergessen, Erlebnisse eines Kunden bei Sonderangeboten im Einkaufsmarkt und Deutschland als Service-Wüste ließen die Quesenköppe zur Hochform auflaufen. Für den traditionellen Abschluss sorgte die Putzfrau mit ihrem Soloauftritt „Ik rage mi nich mehr up!“

Am Wochenende wieder auf Bühne

Der Vorhang öffnete sich für: Judith Niemeier, Birte Jänisch, Carmen Kemker, Meike Oet-ting, Nina Könemann, Sina Hermann, Wiebke Westermann, Ann-Kathrin Kruse, Martina Webfße, Oliver Pohlmeier, Ursula Bredemeier, Daniel Bre-demeier, Steffi Rieke, Tanja Reinking, Sebastian Kindermann und Otto Kindermann.

Weitere Vorstellungen finden in Schröders Dorfkrug im niedersächsischen Gräsebilde statt: Freitag, 15. März, und Samstag, 16. März (jeweils 19.30 Uhr), sowie Sonntag, 17. März (mit Kaffee und Kuchen, 15.30 Uhr). Außerdem sind die Quesenköppe jeweils ab 15.30 Uhr am Sonntag, 24. März, im Meßlinger Schützenhaus und am Sonntag, 14. April, im Haupthaus von Gehannfors Hof in Warmsen zu Gast.