Figuren aus Mittelerde im neuen Musicalprojekt / Spannung und Aufregung bei den Proben / Premiere am 22. Februar

Von Nina Holley

Petershagen (nin). „Ich will aber nicht nach ganz vorne“, flüstert ein Mädchen ihrer Freundin zu. Beide wissen, bald ist der große Auftritt und dann darf nichts mehr schief gehen.

Durch ein wildes Getümmel von Jungen und Mädchen bahnt sich Lehrer Uwe Jacobsen im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums den Weg nach vorne. Am Samstag, 22. Februar, um 19.30 Uhr wird hier das Musicalprojekt „Der kleine Hobbit“ von J.R.R. Tolkin uraufgeführt. Weitere Vorstellungen sind dann am Mittwoch und Freitag, 26. und 28. Februar, jeweils um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 2. März, um 15 Uhr. Karten sind im Schulsekretariat, Tel.: 0 57 07 / 4 40, erhältlich.

Nachdem die Anwesenheit der Schüler und Schülerinnen überprüft ist, verkündet Jacobsen: „Der zweite Schulchor nimmt die Position auf dem großen Podest, Mitte, oben ein“. Sogleich springen Mädchen auf und nehmen ihre Plätze ein. Kurz danach macht sich der erste Schulchor bereit, doch die Kinder müssen erst noch warten. Die Ungeduld wird mit einem genervten „Oh“ untermalt.

Bestürzung bei den Jungen

Schließlich möchte jetzt schon jeder zeigen, dass er auch gut in die jeweils zugeteilte Rolle passt und seinen Part am besten kann. Dann ist es so weit: Der erste Schulchor darf jetzt auch die Podeste erklimmen. Doch eines verstehen die Jungen überhaupt nicht. „Das sind ja alles nur Mädchen, das ist unfair“, spricht einer seine Bestürzung aus.

Doch Uwe Jacobsen hat den männlichen Part nicht vergessen, es dauert eben nur ein bisschen, bis alle in Reih und Glied sitzen. Als er die letzten Änderungen vornimmt, empören sich schon einige Mädchen über die Jungen: „Oh man, ist das denn so schwer?“. Endlich entspricht alles der Zufriedenheit und schon kommt die nächste Herausforderung auf die Schüler zu. Sie erfahren, dass die meisten Strophen der Lieder auswendig gelernt werden müssen, da am Tag der Aufführung nicht genug Licht vorhanden sein wird.

Nachdem dieser kleine Schock halbwegs verdaut ist, wird es ruhig und ernst. Bevor die richtigen Stücke jedoch angestimmt werden, werden Atemübungen gemacht. „Pf“, „zs“ und „sch“ erfüllen den Raum. Während der Lehrer am Klavier sitz und seine Schüler begleitet wird im Hintergrund schon einmal das Licht auf das Bühnenbild abgestimmt, werden Stecker umgesteckt und verschiedene Kabel zusätzlich geholt.

„Der Bart bringt mich noch um“

Bastian (15 Jahre) klebt gerade zwei Kabel zusammen. Es ist das erste Mal, dass er bei einem solchen Projekt mit für die Technik zuständig ist. „Diese Aufgabe gefällt mir gut, zumal ich später eventuell in Richtung Tontechniker etwas machen möchte“, verrät er. Mittlerweile erklingen die Stimmen der Sechstklässler. Als nun die Fünftklässler singen sollen, ertönt nicht ein einziger Ton und alle brechen in Gelächter aus.

Die Schauspieler sind derweil in den Umkleideräumen und ziehen ihre angedeuteten Kostüme an. „Dieser Bart hier bringt mich noch mal um“, ruft ein Zwerg seinem Freund zu. Zwei Mädchen sind auf der Suche nach Requisiten: „Wir brauchen noch ein Messer“. Sinja aus der siebten Klasse trägt schon einen Teil ihres Kostüms. Sie sieht sehr plüschig und etwas gepolstert aus. „Ich bin so eine Art Wolfstier“, erklärt sie.

Johanna, die neben ihr steht ist Gloin, einer der sieben Zwerge. Sie verrät: „Es ist bereits jetzt schon ein wenig aufregend. Auch ohne Publikum.“ Darauf entgegnet Sinja: „Na ja, der Chor ist ja auch noch da. Das ist schon irgendwie ein Publikum.“

Dana und Mareike nehmen die ganze Situation eher gelassen hin, und dass obwohl sie beide zum ersten Mal auf der Bühne stehen. Während die Mädchen sich noch Gedanken um den richtigen Sitz ihrer Kostüme machen, probieren die Jungen im anderen Umkleideraum bereits ihre „Waffen“ aus.

Dann versammeln sich alle vor der Bühne, Elben, Zwerge Wölfe und Krieger. Der Chor lässt gerade die letzten Töne erklingen und die Instrumente verstummen. Jetzt beginnt die Probe mit Schauspielern und Musikanten. Konzentriert singt der Chor sein Anfangslied zum zweiten Akt, die Schauspieler ziehen von hinten ein, und plötzlich sieht alles nicht mehr normal aus.

Durch die Musik, das Licht, das Bühnenbild und die Schauspieler wurde eine andere Welt geschaffen. Eine Phantasiewelt, in der die Figuren von Tolkin zu Hause sind. Selbstsicher verkörpert der 13-jährige Theo die Rolle des Hobbit Bilbo Beutlin. Auch für die Musiker ist das Stück interessant, doch Uwe Jacobsen muss sie daran erinnern, dass sie sich auf ihre Noten konzentrieren und nicht auf das Theaterstück.

Nervennahrung und Disziplin

Schon bald gibt es erste Probleme: Wer macht den Berg auf? Wann ist der richtige Zeitpunkt die Treppe hinunter zu kommen? Wie gelingt ein perfektes Timing? Diejenigen, die gerade nicht auf der Bühne stehen oder musizieren ertragen kleinere Unterbrechungen und Diskussionen mit Geduld und naschen nebenbei saure Pommes und Gummibärchen.

Nervennahrung und Disziplin braucht bei dieser Probe jeder, denn es geht bis in den späten Abend hinein. Zu Hause sinken Schüler und Lehrer wohl erschöpft in ihre Betten, um am nächsten Tag wieder ausgeschlafen in der Schule zu sein. Denn, schulfrei gibt es für dieses Musical-Projekt nicht.