Der erste Kauf waren warme Winterschuhe

Logo-MTvom 19.05.2007

 

Gastschülerin Julia aus Ecuador lebt ein halbes Jahr bei Familie Block / Von der Metropole Quito ins kleine Haselhorn

Julia und Rebecca verbringen viel Zeit miteinander. MT-Foto: Claudia Hyna

Von Claudia Hyna

Petershagen/Haselhorn (mt). Aus der 1,4 Millionenstadt Quito ins kleine Haselhorn: Das war schon ein kleiner Kulturschock, den Julia Figueroa erlitt. Mittlerweile genießt sie das Landleben und ist traurig, dass es Ende Juni bereits endet.

Der Flughafen Hannover lag Ende Januar im Schneegestöber, als Familie Block die junge Frau aus Ecuador empfing. „Unser erster Kauf für die Gastschülerin waren warme Winterschuhe, denn die braucht sie in ihrer Heimat nicht“, lacht Mutter Linda Block. Bisher ging Julia (18) in der Hauptstadt Ecuadors auf eine Mädchenschule. Im Oktober beginnt sie ihr Informatikstudium in der Millionenstadt.

Hier in Deutschland besucht sie mit Rebecca Block (17) jeden Tag gemeinsam die 11. Klasse des Gymnasiums Petershagen. Dort war Rebecca auf das Gastschülerprogramm aufmerksam geworden. „Ich habe mich schon immer für fremde Länder interessiert“, sagt sie. Bei ICX handelt es sich jedoch nicht um einen Austausch, sondern nur um die Aufnahme im Gastland. Und wie wurde bei Julia im fernen Südamerika das Interesse für Deutschland geweckt? In der Schule hatte sie bisher eher wenig darüber gehört. Auslöser war schließlich die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr. „Da gab es im Fernsehen viele Informationen über das Land und seine Geschichte“, erzählt sie. Ihre Freunde hätten sie jedoch gewarnt: „Sie meinten, die Menschen dort seien unfreundlich und kalt.“ Diese Einschätzung will sie nach ihrer Ankunft in Quito berichtigen.

Im VHS-Kurs schnell Deutsch gelernt

Schließlich sind es vor allem die Menschen, die Julia in Deutschland gefallen. Genau wie Rebecca ist sie ein Einzelkind, sie lebt nur mit ihrer Mutter zusammen. Am Wochenende unternimmt sie jedoch viel mit der Familie – genau wie in Haselhorn. Zu allen Einladungen wurde Julia mitgenommen, und sie genoss es sehr. Was ihr hier am meisten fehlt: ihre Mutter und ihre Freunde. Ein Problem waren zu Beginn Julias Deutschkenntnisse: Sie hatte lediglich einen sechswöchigen Kurs absolviert, in der Schule wird neben der Amtssprache Spanisch nur Englisch unterrichtet. Familie Block meldete die 18-Jährige daher zum VHS-Kurs an. „Das hat viel gebracht.“

Weserschifffahrt und Handballspiel

Gemeinsam mit ihrer Gastfamilie machte sie Ausflüge an die Nordsee, aber vor allem in der näheren Umgebung. Sie ging mit zu Schützenfesten, unternahm eine Weserschifffahrt, sah sich mit Vater Karl-Heinz zum ersten Mal ein Handballspiel an.

Ansonsten machte sie mit ihrer Gastschwester das, was sie in Quito auch macht. Sie traf sich mit Freunden, fuhr viel Rad, ging ins Kino und zu Konzerten. Besonders gut geschmeckt haben ihr hier Brot, Würstchen, Sauerkraut und in den letzten Wochen auch Spargel, den sie bisher nicht kannte. Die vielen positiven Eindrücke haben in ihr schon jetzt einen Wunsch geweckt: „Im nächsten Jahr komme ich vielleicht wieder nach Deutschland, dann aber in eine Großstadt“, sagt die Südamerikanerin. Ihre Gastfamilie hofft schon jetzt, dass diese Stadt Hannover heißt.

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