Ein Stück über Feigheit und Vorurteile

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vom 10.03.2009

 

Theater-AG des Gymnasiums Petershagen führt „Andorra“ von Max Frisch auf / Heute und Samstag weitere Aufführungen

Von Frank Krause

Petershagen (fkr). Soldaten in Uniform und Hintergrundmusik von Rudi Schuricke aus den vierziger Jahren stimmten das Publikum gleich beim Eintreten zur Premiere des Stücks „Andorra“ von der Theater-AG des Gymnasiums ein.

In seiner Einführung machte Schulleiter Friedrich Schepsmeier deutlich, dass es sich bei diesem fiktiven Land Andorra keinesfalls um den realen Zwergstaat zwischen Spanien und Frankreich handele. Der Autor Max Frisch sagte, ihm sei einfach kein besserer Name für sein Bühnenstück eingefallen.

Das Bühnenbild zeigt eine Häuserzeile mit weißen Fassaden, die nach andorranischem Brauch jedes Jahr zum St. Georgstag von den jungen Mädchen des Landes weiß gestrichen werden. Das kann auch als optische Metapher auf das spießbürgerliche Unschuldsbewusstsein seiner Einwohner gesehen werden.

Bedroht wird Andorra durch das von Antisemitismus geprägte Nachbarland der „Schwarzen“. Vordergründig geben sich die Andorraner tolerant und nehmen Andri, den Protagonisten des Stücks, als vermeintlichen jüdischen Flüchtling auf. Doch in der Anonymität der Gemeinschaft lassen ihn die Bewohner durch Ausnutzen und Anfeindungen ihre Ablehnung spüren.

Überzeugende Darstellung

Jannes Tilicke in der Rolle des Andri gelang es, die Entwicklung des Hauptakteurs, der sich durch die Vorurteile der Andorraner angeblich typisch jüdische Verhaltensweisen mehr und mehr zu eigen macht, überzeugend darzustellen. Wirklich brillant, auch in Gestik und Mimik, spielte Marvin Schulze den Soldaten Peider. Der Soldat schikaniert, verprügelt und verhöhnt Andri von Beginn an und vergewaltigt schließlich Barblin, die Andri liebt und heiraten möchte, um mit ihr fortzugehen.

Auch nachdem sich herausstellt, dass Andris Pflegevater sein leiblicher Vater ist und seine Mutter aus dem Land der „Schwarzen“ kommt und er somit gar kein Jude ist, fühlt er sich nach wie vor jüdisch und fügt sich in sein unabwendbares Schicksal. Andris Mutter wird bei einem Besuch, als vermeintliche Spionin, von einem Andorraner mit einem Steinwurf getötet und sogleich macht die Volksmeinung ihn als den Mörder aus.

Beim Einmarsch der „Schwarzen“ ergibt sich die Bevölkerung offensichtlich kampflos. Peider, der oft gröhlte, dass er mit der Armee Andorra bis zum letzten Mann verteidigen wolle, läuft sogar zu den Aggressoren über. Andri wird schließlich verhaftet und ermordet. Zwischen den Szenen treten immer wieder einzelne Andorraner in eine Art Zeugenstand, aber kaum einer gesteht in seinem Monolog eine Mitschuld am Schicksal Andris ein.

Die Theater-AG, unter der Regie von Kristina Voß und Rainer Hook, hat dieses schwer zu spielende Bühnenstück über fehlende Zivilcourage und Rassismus sehr gut umgesetzt. Auch unterstreicht die gute Lichtführung der Beleuchter die Stimmungen in den einzelnen Szenen. Das leider nicht sehr zahlreich erschienene Publikum spendete am Schluss einen verdienten und begeisterten Applaus. Weitere Aufführungstermine sind am heutigen Mittwoch, 11. Februar, um 19.30 Uhr und Samstag, 14. Februar, um 19.30 Uhr im Pädagogischen Zentrum des Gymnasiums.

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