Emanzipation führt zu nächtlichem Alarm
vom 08.03.2010
Die „alten Hasen“ der Quesenköppe präsentieren plattdeutschen Jubiläumscocktail / Szenenapplaus und Zugaberufe
Mit der Technik kämpfte der selbst ernannte Heimwerkerkönig (Oliver Pohlmeier) beim Aufbau einer Kommode. Auch die Ratschläge seiner Ehefrau (Martina Wehrße) halfen nicht.
Von Ulrich Westermann
Petershagen-Buchholz (Wes). Seit 25 Jahren wird in einer Arbeitsgemeinschaft im Petershäger Gymnasium Plattdeutsch gesprochen. Daraus sind die Quesenköppe hervorgegangen, die mit ihrem „Kabarett up Platt“ inzwischen viele Freunde gefunden haben.
Nachdem im Januar die Junior-Quesenköppe das Programm im Jubiläumsjahr eröffnet hatten, waren nun die „alten Hasen“ an der Reihe, die längst im Berufsleben stehen.
In der voll besetzten Buchholzer Weserscheune liefen Ursula Bredemeier, Martina Wehrße, Oliver Pohlmeier und Sebastian Kindermann zu großer Form auf. Durch das Programm führte Lehrer Otto Kindermann (Jenhorst), der die Plattdeutsch-AG vor 25 Jahren ins Leben gerufen und seitdem unzählige Texte verfasst hat. Zum Team im Hintergrund gehörte Daniel Bredemeier. Er ist wie Ursula Bredemeier und Martina Wehrße seit 25 Jahren dabei.
Das gut zweistündige Programm stand unter dem Motto „Jubiläumscocktail“. Präsentiert wurden Soloauftritte und Sketche, die in der Erfolgsgeschichte der Amateur-Kabarettisten einen besonderen Stellenwert einnehmen. Das Publikum aus der westfälischen und niedersächsischen Region war begeistert und begleitete die Darbietungen mit Szenenapplaus und Zugaberufen.
Otto Kindermann wies beim Jubiläumsprogramm in der Weserscheune darauf hin, dass man weder Vorhang noch Bühnenbild benötige. Auch die Verwendung von Requisiten und Kostümen falle recht bescheiden aus. „Wir stellen Menschen mit ihren Eigenarten und Charakterzügen dar und nehmen sie humorvoll aufs Korn. Unser Ziel ist es, so zu übertreiben, dass das Publikum darüber lachen kann.“
Kommandoton wie auf dem Kasernenhof
Einen köstlichen Dialog boten zwei gestresste Hausmänner (Oliver Pohlmeier, Sebastian Kindermann) zum Thema „Hoch lebe die Emanzipation“. Während sie Bohnen einkochen, den Einkauf erledigen, Geschirr polieren und Mahlzeiten zubereiten müssen, machen ihre Ehefrauen bei der Bundeswehr und in einem Wirtschaftsunternehmen Karriere.
Einer berichtet, dass seine Frau an einem Feldwebellehrgang in Hammelburg teilnehme. Leider bringe sie den Kommandoton vom Kasernenhof auch mit nach Hause. Regelmäßig stehe für ihn ein Vollzähligkeitsappell auf dem Programm. Dabei gehe es auch um „Pötte un Pannen“. Die Pullover müssten rechts liegen und die Oberhemden nach Farben sortiert werden. „Sei find immer wat“, klagte der Ehemann.
In der Kaserne seien sie nach drei Monaten damit durch, er aber habe lebenslänglich. Häufig erhalte er den Befehl „Fertig machen zum Ausgehen“. Dann sause er in seine Klamotten ‘rein. Da er manchmal zu langsam sei, gebe es einen Maskenball. „Dat is Umtein up Ziet“, erklärte der Hausmann.
Ein Nachtalarm stehe ebenfalls in regelmäßigen Abständen auf dem Programm. Dann heiße das Kommando „Rut außem Bette, rinn inne Klotten un rut uppe Straote“. Dabei habe er doch so früh geheiratet, um der Bundeswehrzeit zu entgehen.
Alle Aufführungen ausgebucht
Probleme hatte auch ein selbst ernannter Heimwerkerkönig (Oliver Pohlmeier) beim Aufbau einer Kommode („Wat nich passet, wird passig moaket“). Da nichts klappt, greift schließlich seine Frau (Martina Wehrße) ein, macht ihn auf die Bauanleitung aufmerksam und verbietet ihm das Anspitzen der Dübel und Zuschneiden der Bretter. Als der Heimwerkerkönig wieder allein ist, muss er feststellen, dass die Höhe nicht stimmt. Er gibt auf: „Ik köp mie ne neue Kommode“.
Auch bei den weiteren Programmpunkten blieb kein Auge trocken. Eine Putzfrau philosophierte angesichts aktueller Skandale über Recht und Unrecht, Fehlverhalten und Moral: „Fählt bloß noch, dat sick use Politiker dat bi‘en Volke noch afkieket. Denn hebbt wie an‘ne Enne gaor keine Vörbiller mehr“.
Alle weiteren Aufführungen der Quesenköppe in der Buchholzer Weserscheune sind ausgebucht. Es gibt bereits eine lange Warteliste. Fortgesetzt wird das Jubiläumsprogramm am Sonntag, 24. Oktober, in Gehannfors Hof in Warmsen und am Freitag, 12. November, in der Gaststätte „Stiller Winkel“ in Bohnhorsterhöfen.