Zwischen Lebenslust und Naziwahn

Logo-MT

vom 11.03.2013

 

TheaterAG des Gymnasiums Petershagen begeistert mit „Cabaret“Premiere

Flatterhaft bis tragisch: Nachtklubtänzerin Sally Bowles (Pia Driftmann) kann nicht aus ihrer Haut – und will von Politik lieber nichts wissen.

Von Nadine Conti

Petershagen (nec). Die Schüler suchten eine Herausforderung, haben sie gefunden und gemeistert: Die Theater-AG II am Gymnasium Petershagen begeisterte ihr Publikum mit der Premiere von „Cabaret“.

Berlin, Ende der zwanziger Jahre, ein Nachtklub namens Kit Kat Klub: Der zwielichtige Conférencier begrüßt seine Gäste mit „Willkommen, Bienvenue, Welcome“ – großartig mephistophelisch gespielt und gesungen von Nico Hoffmeister, der von der ersten bis zur letzten Minute präsent ist. Star der Show ist die englische Sängerin Sally Bowles (Pia Driftmann) – die leichtlebige, flatterhafte Dame bandelt mit dem gerade in Berlin eingetroffenen, amerikanischen Schriftsteller Clifford Bradshaw (Niklas Hormann) an.

Musical-Aufführung der Petershäger Theater-AG

Das Gegenbild ist die Pension, wo der chronisch in Geldnöten befindliche Bradshaw abgestiegen ist. Hier versucht das verwitwete Fräulein Schneider verzweifelt (und zunehmend vergeblich) einen Rest bürgerlichen Anstands zu bewahren, während sich eine zarte Liebesgeschichte mit dem jüdischen Obsthändler Herrn Schultz anbahnt, beide übrigens gekonnt auf alt geschminkt. Wie sich die vom Leben eigentlich schon geschlagenen Kleinbürger vorsichtig annähern, in der Hoffnung auf ein spätes Glück aufblühen und dann doch nicht zusammenkommen können, ist eine herzzerreißende, bittere Geschichte – grandios dargestellt von Lena Meier und Marius Humcke.

Auch Sally und Clifford scheitern als Paar – an Sallys Unfähigkeit, sich auf eine bürgerliche Existenz einzulassen, an seinem Unverständnis für ihre Karriereträume, aber auch an den politischen Umständen. Die Nazis machen sich breit. Und darauf reagiert jeder auf seine Weise: mit Ignoranz (Sally), Fatalismus (Herr Schultz), vorauseilender Anpassung (Fräulein Schneider) oder Flucht (Clifford).

Es gäbe eine Menge Szenen, die noch hervorzuheben wären: Gänsehautverdächtig ist etwa die Szene, wenn der Nazi-Chor die Schultz’sche Verlobungsfeier sprengt. Hinreißend die Travestie von Simon „Simone“ Bultemeyer, der den anderen Showgirls beinahe die Schau stiehlt.

Den Regisseuren Kristina Voß und Rainer Hoock ist eine Inszenierung gelungen, die die tragischen Töne sauber herausarbeitet, ohne dass der glitzernde, amüsante, revueartige Part davon erdrückt wird, der eben auch Teil dieses Musicals ist.

Sicher ist an der einen oder anderen Stelle spürbar, dass hier eine Theater-AG und keine Musical-AG am Werk ist. Vor allem zu Beginn des Stückes drückte das Premierenfieber manchem Darsteller auf die Stimme, aber spätestens zum zweiten Akt hatten sich alle freigesungen. Und das herausragende Mini-Orchester (musikalische Leitung: Martina Wrachtrup-Klaß), die opulente Ausstattung, das tolle Bühnenbild und die wunderbar choreografierten Tanzszenen waren mehr als geeignet, über kleinere stimmliche Unsicherheiten hinwegzutrösten.

Weitere Aufführungen in dieser Woche

Wer diesen Musical-Klassiker erleben will, hat dazu an folgenden Terminen Gelegenheit: Dienstag, 12. März, 19.30 Uhr, Samstag, 16. März, 19.30 Uhr und Sonntag, 17. März, 16 Uhr im PZ des Gymnasiums Petershagen. Karten-Vorbestellungen werden unter der Telefonnummer (0 57 07) 4 40 angenommen. Der Eintritt kostet acht Euro für Erwachsene und fünf Euro für Schüler.

Kontakt

Gymnasium Petershagen

Hauptstr. 15
32469 Petershagen

05707 440
info@gympet.de