Was ist eigentlich ein guter Jugendroman?

Der Jugendroman, den der Französisch-Leistungskurs der Q1 im Rahmen des von Klett und dem Institut Français ausgeschriebenen Wettbewerbs „Prix des Lycéens allemands 2018“ aus vier Romanen auswählte, ist „La belle rencontre de Flora et Max“ des Autoren – Duos Coline Pierré und Martin Page. Alissa Gröger und Anna- Sophie Brandhorst wurden bestimmt, um bei der NRW-Landesjury in Düsseldorf am 22. Februar diese Entscheidung mit den anderen Teilnehmern zu debattieren.

Jan – Cederic Lichtenberg, der dem Huckepack-Kurs den 2015 erschienenen Briefroman vorstellte, fand heraus, dass die Idee für die Erzählung aus einem authentischen Briefwechsel hervorgegangen war. Im vorliegenden Buch stammen Floras Briefe aus der Feder der Autorin, während Max‘ Texte von ihrem männlichen Ko-Autor verfasst wurden.

Die Schüler waren an der Entwicklung der Freundschaft zwischen den beiden Jugendlichen, die in unterschiedlichen Welten zwei durchaus vergleichbare Schicksale erleben, sehr interessiert: Flora, die eine Haftstrafe absitzt, weil sie eine Mitschülerin ins Koma geprügelt hat, und Max, der aufgrund extremer Panikattacken sein Haus nicht verlassen kann, sind im Grunde beide eingesperrt und isoliert. Diese beiden Jugendlichen schreiben sich Briefe und entwickeln eine tiefe Verbundenheit, auch spenden sie sich gegenseitig Trost. Die Fragen nach Freundschaft, einer Schule, die als Ort der Angst erlebt wird, und ungerechten Freiheitsstrafen (Flora war vor der Schlägerei monatelang gemobbt worden) beeindruckten die Jury. Auch die Tatsache, dass sich sowohl Mädchen, als auch Jungen sich mit den Protagonisten identifizieren können, sprach für den Roman, etwas, das an Annelise Heurtiers „Là où naissent les nuages“ kritisiert wurde: dieser von Alissa Gröger präsentierte Roman, in dem ein 12-jähriges Mädchen durch ihre Arbeit an einem mongolischen Kinderheim wächst und ihr eigenes Leben in Paris überdenkt, kam insgesamt gut an, aber seine Handlung wurde als wenig überraschend eingestuft. Dennoch gefielen den Schülern die exotischen Schauplätze, wie zum Beispiel auch in der Leseprobe mit dem Grundkurs deutlich wurde.

Der von Esther Philipps vertretene Roman „Le fils de l’Ursari“ von Xavier-Laurent Petit wurde an Platz zwei gewählt. Die Jury fand die Geschichte des kleinen Ciprian und seiner Familie spannend und zudem witzig erzählt. Die naive Perspektive des unschuldigen Jungen, der sein neues Leben in einem Slum vor Paris beschreibt, das von Betteleien, Menschenhandel und Mord geprägt ist, bringt den Leser teilweise trotz der Ernsthaftigkeit des Themas zum Schmunzeln. Das abenteuerliche Setting und der Hintergrund der rumänischen Bärenhändlerfamilie, die in die Fänge eines Menschenhändlers gerät, sowie die spannenden Krimi-Elemente am Ende machen die Geschichte in den Augen des Leistungskurses zu mehr als nur einem Kinderbuch- wenn es nach ihnen ginge, wäre es eine geeignete Filmvorlage.

Anne Loyers Roman „La Belle rouge“, auf den sich Anna-Sophie Brandhorst spezialisiert hatte, handelt von einem 16-jährigen Ausreißer, der sich in den LKW der Fernkraftfahrerin Marjorie schmuggelt. Nach und nach stellt sich heraus, dass er im Alter von sieben von seiner leiblichen Mutter verlassen wurde und er nun auf dem Weg nach Algerien ist, um diese zu suchen. In Marjorie hingegen weicht die anfängliche Wut über den blinden Passagier dem Gefühl, dass sie eigentlich Verständnis aufbringen müsste. Schließlich erfährt der Leser, dass sie ihren eigenen Sohn verlassen hatte …. Diese Wendung berührte emotional, doch der Mangel an mitreißender Handlung zwischendurch führten dazu, dass diese Geschichte sich nicht durchsetzen konnte.

Die Vorstellungen des Leistungskurses bezüglich eines idealen Jugendromans sind sehr konkret und teilweise sehr verschieden, so dass das Diskutieren viel Freude bereitete: am beliebtesten sind kurze Kapitel mit spannenden Enden, damit man zum Weiterlesen motiviert wird. Überraschend soll die Handlung sein, aber nicht unrealistisch. Zwar soll man sich mit den Hauptfiguren identifizieren, langweilig dürfen sie jedenfalls nicht sein. Aber das Ende eines Romans warf die meisten Differenzen auf: offenes Ende? Happy Ending? Realistisches Ende? Da hat wirklich ein jeder seine eigenen Ansichten.

Wenn Alissa und Anna in Düsseldorf weitergewählt werden, sind sie bei der finalen Auswahl in Leipzig mit dabei, die im Rahmen der Buchmesse im März stattfinden wird. Und vielleicht dürfen sie dann auch dem Gewinner seinen Preis mit überreichen!

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