Beherzter Druck gibt dem Leben eine Chance

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vom 14.05.2014

 

Frisch ausgebildete Schüler sollen auch ihre Eltern anleiten / DRK lässt mit neuen Puppen üben / Jede Sekunde zählt

So ist es richtig: Heidrun Sopart drückt auf den Brustkorb, Larissa Gräfer (l.) zeigt die Vitalwerte der DRK-Puppe. Übrigens gegenüber den Übungspuppen ein High-Tech-Exemplar.

Von Oliver Plöger

Petershagen (mt). Die eine oder andere Rippe kann durchaus brechen. Aber die Chance, dass der Patient seinen Herzstillstand überlebt, steigt ungemein. Und zwar dann, wenn die Ersthelfer gut ausgebildet sind.

Dafür sorgte das Lahder DRK jetzt im Gymnasium Petershagen – und zwar mit einer außergewöhnlichen Aktion: Die Rotkreuzler um Ausbilder Markus Tönnies präsentierten lebensechte Puppen, an denen der rettende Einsatz direkt trainiert werden konnte. Die Schüler, die zusätzlich auch von den ausgebildeten Schulsanitäterinnen Larissa Gräfer (18) und Heidrun Sopart (17) angeleitet wurden, durften die 30 Puppen anschließend sogar mit nach Hause nehmen.

„Aus gutem Grund“, wie Markus Tönnies betonte: „Wir hoffen natürlich, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Eltern ebenfalls anleiten. So erreichen wir allein durch die heutige Aktion nicht nur die 30 Leute hier, vielleicht sogar bis zu 60 insgesamt.“ Unterstützung gibt es zusätzlich im Internet: Auf einer intern zugänglichen Seite wird ein vom Schulsanitätsdienst erstelltes Video gezeigt, zudem gibt es einen Feedback-Bogen.

„Es ist schon wichtig, dass die Ersthelfer eine Wiederbelebung versuchen, der Rettungsdienst kommt fast immer zu spät“, so Tönnies. Wichtig sei es, den Helfern die richtigen Handgriffe zu vermitteln und die Angst zu nehmen: „Viele befürchten, irgendetwas falsch zu machen“, sagte Markus Tönnies, der bei der Rettungswache Lahde tätig ist.

Als „absolut sinnvoll“ bezeichnete Schülerin Anna (14) die Aktion. „Ich will wissen, wie ich Leben retten kann.“ Und genau das weiß sie jetzt: Bevor es an die von der Sparkasse gesponserten Puppen ging, mimte Notarzt Sven Gudehus den Patienten: Er brach zusammen, atmete nicht mehr normal, röchelte. Schließlich war er nicht mehr ansprechbar, offenbar bewusstlos.

Der Ersthelfer sorgt für den Notruf 112, muss – wenn kein Defibrillationsgerät zur Verfügung steht – zur Herz-Lungen-Wiederbelebung schreiten.

Zeigt die Handhabung der Puppe: Markus Tönnies von der Rettungswache Lahde.

Und wie die funktioniert, lässt sich anhand der Puppe simulieren: Der Retter kniet neben dem Patienten, platziert den Ballen einer Hand auf der Mitte des Brustkorbs, unterstützt den Druck noch mit der anderen Hand. Und dann: 30mal drücken, zweimal beatmen. Das alles so lange, bis die Atmung wieder einsetzt. „Dabei kommt es vor, dass Rippen brechen“, meinte Notarzt Gudehus. Das aber dürfte eine gelungene Wiederbelebung wert sein.

Nur Kopf und Oberkörper

Die Simulationspuppen bestehen nur aus Kopf und Oberkörper, eine weitere Puppe stellt den gesamten Menschen dar, vollgestopft mit Technik. Hier ließ sich anhand des sofort übertragenen digitalen Protokolls noch einmal genauer nachvollziehen, wie und ob die Wiederbelebung funktioniert hat.

Stolz auf die Aktion ist auch der DRK-Kreisverband. Margot Denk vom Team Ausbildung war am Dienstag vor Ort und will diese Form der Ausbildung zusätzlich in der Öffentlichkeit bekannt machen.

Weitere Aktionen sind geplant, immer wieder, aber nicht nur im Gymnasium. Angefragt haben die Rotkreuzler auch für die Petershäger Informationstage. Denn alle sollen wissen: Im Notfall zählt jede Sekunde.

Die Puppen sollen übrigens nach einigen Tagen wieder mit in die Schule gebracht werden. Und hoffentlich haben alle „überlebt“.

Die Schülerinnen hauchen den Übungsgeräten „Leben“ ein. MT-Fotos: Oliver Plöger

 

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